„Nichtstun erquickt“ – soll der römische Philosoph Cicero einmal gesagt haben. Nichts zu tun ist in unserer Gesellschaft jedoch verpönt. Wer prokrastiniert, gar arbeitslos ist oder bewusst mal keine Termine annimmt, gilt schnell als faul und unproduktiv. Die Folge: Wir werden immer ruheloser, nutzen jeden freien Augenblick, um unsere Karrieren voranzutreiben und uns selbst zu optimieren. Höher, schneller, weiter – und dann?

Wer unentwegt seine Energiereserven aufbraucht, sie jedoch nicht entsprechend wieder nachfüllt, droht eines Tages in den „Leerlauf“ zu treten. Dies belegen Daten der Krankenkassen: Psychische Erkrankungen nehmen seit Jahren deutlich zu. Bei den Krankschreibungen sind sie die dritthäufigste Diagnosegruppe. Die Betroffenen sind durchschnittlich etwa 39 Tage krankgeschrieben (Quelle: BKK Gesundheitsreport 2019.

Stress lass‘ nach

Einen wichtigen Auslöser für psychische Erkrankungen sehen Fachleute darin, dass wir im (Arbeits-)Alltag immer größerem Stress ausgesetzt sind (siehe auch: Psyga). Nicht nur im Beruf soll alles schneller und effizienter geschehen, auch in der Freizeit vergeht kaum ein Tag ohne Termin. Schon Grundschüler klagen über zu hohen Leistungsdruck und verplante Nachmittage (siehe: DGUV Lernen und Gesundheit. Und selbst im Urlaub soll es immer öfter auch aktiv zugehen. Nichtstun? Ist nicht.

Erfolgreicher durch Nichtstun

Dabei würde uns mehr „nichts“ gut tun. Tun wir nichts, verlangsamt sich die Aktivität unserer Gehirnwellen. Der Blutdruck sinkt und der Energiehaushalt des Körpers wird wieder aufgefüllt. Nach einer Pause oder einem Innehalten können  wir uns also gestärkter und konzentrierter einer Sache widmen. Es geschehen weniger Fehler und Unfälle. Es klingt paradox, ist aber so: Wer erfolgreich sein will, sollte öfter einmal nichts tun.

5 Tipps für mehr „Nichts“

Und nun? Auf den Fußboden setzen und meditieren? So einfach ist es leider nicht immer. Denn nichts zu tun und dabei auch die Gedanken abzuschalten, ist schwieriger als es klingt. Hier sind fünf Mindset-Tipps, wie Du mehr „Nichts“ tun kannst:

  1. Akzeptiere, dass Du ein Mensch und keine Maschine bist. Niemand ist perfekt. Du nicht. Dein sportlicher Kollege nicht und die Instagram-Influencerin auch nicht. Jeder Mensch hat seine eigenen Stärken und Schwächen und das ist gut so. Erlaube Dir, mit Dir selbst ins Reine zu kommen.
  2. Bestehe auf Deine Pausen. Im Beruf und in der Freizeit. Selbst Gott hat laut Bibel am siebten Tag eine Pause eingelegt. So lange musst Du im Job nicht warten. Laut Arbeitszeitgesetz steht Dir eine Pause nach spätestens sechs Stunden Arbeit zu (siehe Blogbeitrag: Arbeitszeit, gute Zeit?). Nutze die Pausen, um dich NICHT mit der Arbeit auseinander zu setzen.
  3. Übe Dich im Liegenlassen. Insbesondere die nicht so wichtigen Dinge wie zum Beispiel die unaufgeräumte Wohnung oder die Fleißarbeit, deren Nutzen fraglich ist. Wer mehr liegen lässt, lernt besser Prioritäten zu setzen – und hat mehr Zeit und Energie für die wirklich wichtigen Dinge.
  4. Lasse Stille zu. Auch wenn es für manche oder manchen nahezu unmöglich klingt, nicht per Kopfhörer mit dem Handy verbunden zu sein: Gönne Deinen Ohren – und damit auch Deinem Kopf – eine Auszeit. Unser Alltag ist vollgestopft mit Geräuschen. Versuche Dir jeden Tag bewusst einen Moment der Stille zu schaffen.
  5. Schalte Dein Smartphone öfter aus. Für Dein Glück musst Du nicht jederzeit erreichbar sein, Gruppenchats beantworten, im Internet surfen, Push-Nachrichten und Tracker-Erinnerungen erhalten. Ganz im Gegenteil.

Übrigens

Dass Nichtstun keine negativen, ja sogar positive Folgen haben kann, will derzeit die Hamburger Hochschule für Bildende Künste (HFBK) belegen. Sie sucht Stipendiaten, die eine selbst gewählte Sache bewusst nicht tun – und damit anderen Menschen negative Folgen ersparen. Bis zum 15. September 2020 kann sich jede natürliche Person auf das Stipendium von 1.600 Euro bewerben.