Ha-Ha-Ha-Hatschiiiiii! Ufff. Sabrina hat’s erwischt: Ihr Hals tut weh, ihre Nase läuft, ihre Ohren sind zu und ihr Kopf fühlt sich an, als wollte er jeden Moment explodieren. Am liebsten würde sie sich im Bett verkriechen und erst wieder herauskommen, wenn ihre Erkältung weg ist. Aber in ihrem Team sind schon zwei Kollegen krank. Da kann sie doch jetzt nicht auch noch fehlen!
Nein, sie will ihre Kolleginnen und Kollegen auf keinen Fall hängen lassen. Und was würde ihr Chef sagen, wenn sie wegen ein bisschen Schnupfen fehlt? Daran will sie erst gar nicht denken. Irgendwie wird’s schon gehen. Also kämpft sie sich mit Medikamenten, Bonbons und Taschentüchern bewaffnet zur Arbeit.
Präsentismus – ein weitverbreitetes Phänomen
Sabrina ist nicht die Einzige. Das zeigt der Branchenreport der BGHW und der DAK Gesundheit. Ihm zufolge sind schon im Jahr 2015 fast zwei Drittel der im Handel Beschäftigten krank zur Arbeit gegangen. Dieses Phänomen heißt Präsentismus. Die Gründe, zu arbeiten, obwohl eine Krankmeldung gerechtfertigt wäre, können Studien zufolge ganz unterschiedlich sein. Beispielsweise die Angst vor Arbeitsplatzverlust, Zeit- und Termindruck, die eigene Führungsposition oder der Umgang mit Fehlzeiten im Betrieb. Dabei kann Präsentismus negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Beschäftigten und das Unternehmen haben – und das schon bei einem vermeintlich „harmlosen Schnupfen“ wie bei Sabrina.
Vorsicht ansteckend!
Wer sich trotz starker Erkältung oder sogar Grippe zum Arbeitsplatz schleppt, läuft Gefahr, sie zu verschleppen. Der Genesungsprozess wird langwieriger und im schlimmsten Fall kommt eine längere Ausfallzeit obendrauf. Außerdem besteht das Risiko, Kolleginnen und Kollegen oder Kundinnen und Kunden anzustecken. Durch Tröpfcheninfektion, den persönlichen Kontakt oder den indirekten Kontakt über Gegenstände. Viele Menschen niesen oder husten in ihre Hände und fassen danach die unterschiedlichsten Dinge an: Türklinken, die Kaffeemaschine, Waren oder die Kasse. Keime und Viren verbreiten sich so rasant. Manche von ihnen können tagelang überleben und infektiös sein.
Betriebswirtschaftliche Auswirkungen
Auch die Produktivität und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten sinkt, wenn ihre Gesundheit angeschlagen ist. Sie sind unkonzentrierter, machen dadurch mehr Fehler und die Unfallgefahr steigt. Präsentismus ist also nicht nur aus individueller, gesundheitlicher Perspektive schlecht, sondern auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht.
Um Präsentismus vorzubeugen, ist es wichtig, eine mitarbeiterorientierte Unternehmenskultur zu etablieren, in der die Gesundheit der Beschäftigten als Grundvoraussetzung für den Unternehmenserfolg angesehen wird. Dazu gehört es unter anderem:
- die Arbeit ergonomisch zu gestalten sowie genügend zeitliche und personelle Ressourcen zur Verfügung zu stellen, damit Aufgaben stressfrei erledigt werden können.
- Führungskräfte für eine gesunde Führung und ihren Vorbildcharakter zu sensibilisieren. Dazu gehört auch, nicht selbst krank zur Arbeit zu gehen und Beschäftigte, die trotz Krankheit zur Arbeit gehen, konsequent nach Hause zu schicken.
- die Gesundheitskompetenz der Beschäftigten zu erhöhen, sodass sie gesundheitsbewusste Entscheidungen treffen können. Beispielsweise durch Gesundheitscoachings, Achtsamkeits- und Stressbewältigungsseminare.
- die Gesundheit der Beschäftigten durch ein betriebliches Gesundheitsmanagement zu fördern.
- Arbeitsverträge und Vergütungssysteme so zu gestalten, dass „Kranksein“ nicht automatisch mit Existenzängsten und finanziellen Einbußen verbunden ist.