Eine gute Führungskultur ist wesentlich für die Zufriedenheit und Gesundheit der Beschäftigten – ein Selbstverständnis, das in immer mehr Unternehmen ankommt. Führungskräfte von heute wollen wissen, wie sie „richtig loben“ und wie sie die Beschäftigten motivieren können. Sie möchten zudem wissen, wie ein gutes Miteinander im Betrieb gefördert wird, aber auch, wie sie frühzeitig Überlastungen und Stress-Signale bei sich selbst und anderen erkennen und wo auch die Grenzen ihrer Fürsorgepflicht enden.
Eine wichtige Plattform für all diese Fragen bietet das neue Führungskräfteseminar der BGHW „Gesunde Führung – gesunde Zukunft?!“. Den Rahmen bilden aktuelle arbeitspsychologische Erkenntnisse zu Gesundheit und Führungsverhalten.
Mindestanforderungen an Führung
Zahlreiche Studien belegen: Die Investition in eine gute Beziehungsgestaltung zum Mitarbeiter lohnt sich. Insbesondere ein wertschätzender, mitarbeiterorientierter Führungsstil steht in Zusammenhang mit guter Mitarbeitergesundheit. Mindeststandards eines solchen Führungsstils sind:
- Ein regelmäßiger, direkter Austausch mit den Beschäftigten (auch im persönlichen Gespräch, nicht nur per E-Mail)
- Dem Mitarbeiter zuhören
- Konkrete, konstruktive Rückmeldung geben
- Individuell auf Mitarbeiter, deren Bedürfnisse und Kompetenzen eingehen
Den einen Königsweg des gesunden Führens gibt es darüber hinaus nicht. Für die Führungskraft kommt es darauf an, die Bandbreite möglicher Einflussmaßnahmen vor Augen zu haben, für sich die passende auszuwählen und zielgerichtet umzusetzen.
Psychische Belastung im Blick
Eine gute Ausgangslage für gesunde, sichere Arbeitsbedingungen bildet die Durchführung der Gefährdungsbeurteilung mit Blick auf die psychische Belastung. Mit gesundheitsförderlichen Arbeitsbedingungen im eigenen Bereich kann sich die Führungskraft auch individuellen Themen widmen. Hier kann der „Problemlöser“ schlicht darin bestehen, einem Mitarbeiter eine Aufgabe mit mehr (oder weniger) Handlungsspielraum zu übertragen. Oder ein offenes Ohr zu haben für den Mitarbeiter, der nach langer Krankheit wieder an den Arbeitsplatz zurückkehrt.
Weitere organisatorische Praxistipps zum gesunden Führen:
- Regelmäßige Termine im Kalender für Mitarbeiterführung einplanen (individuell gestaltbar, auch für Selbstreflexion zu nutzen)
- Netzwerk aufbauen: Unterstützung seitens des Arbeitgebers, des Betriebsarztes oder anderer Multiplikatoren einholen, evtl. auch externe Unterstützung von Fachleuten einholen.
- Sparringspartner suchen, wenn man selbst nicht weiter weiß, und sich im vertrauensvollen Gespräch Rat oder Tipps holen.
Auf sich selbst achten – Vorbild sein
Gesunde Führung beginnt mit gesunder Selbstführung. Nur eine Führungskraft, die pfleglich mit der eigenen Gesundheit umgeht, wird dies auch im Umgang mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern tun und kann hier als Vorbild fungieren.
Weiß ich, welche Faktoren meine Gesundheit negativ beeinflussen und wie ich gegensteuern kann? Erkenne ich Stress-Signale bei mir? Ist es mir wichtig, Stressoren auf der Arbeit zu reduzieren? Wer sich diese Fragen stellt, ist auf dem richtigen Weg.
Bei all dem darf die Führungskraft aber die Eigenverantwortung des Mitarbeiters für seine Gesundheit nicht aus dem Blick verlieren. Die Führungskraft ist weder Gesundheitsexperte noch Therapeut und muss auch Grenzen ihrer Verantwortung kennen und setzen.