Ja, ich weiß: der Titel ist hart – das ändert aber nichts an der Situation.

Was ist passiert? Sonntag 31. März, ein Privatflugzeug ist im Anflug auf den hessischen Flugplatz Egelsbach. An Bord drei Menschen – wenig später sind alle drei tot, zerschellt in einem Spargelfeld. Natürlich ist es viel zu früh, um über die genaue Absturzursache zu reden – und doch drängen sich fatale Gemeinsamkeiten mit anderen Unfällen auf.

Woran lag es? Und was hat das mit der Fehlerkultur am Arbeitsplatz zu tun?

Fliegen ist die sicherste Art von A nach B zu kommen, doch es braucht Regeln. Eine dieser Regeln ist die Entscheidungshöhe. Je nach Flugzeug und Flugplatz ist diese Höhe unterschiedlich, doch in dieser Höhe muss man die Landebahn sehen. Sieht man sie, kann man den Anflug fortsetzen. Sieht man sie nicht, dann startet man durch. Eigentlich ganz einfach, oder?

Leider nicht ganz. Es gibt nämlich so Tage, da ist das Wetter irgendwo mittendrinn. Und so war es an diesem Sonntag in Egelsbach – schön aber diesig. Den ganzen Flug über perfekte Bedingungen, nur eben ganz kurz vor der Landebahn ist dann plötzlich so etwas wie ein Nebelschleier. Wenn man jetzt an einem großen Flughafen ist und mit dem Präzisionsanflug nach Instrumenten in so einen Nebelschleier einfliegt, löst sich meistens alles ganz schnell auf. Eine kleine Wolke und schon sieht man wieder alles. In Egelsbach gibt es aber keinen Instrumentenanflug.

Auch mal Fünfe grade sein lassen – es wird schon gut gehen

Kennen Sie diese Aussage? Einfach mal ein Auge zudrücken – schließlich ist es schon hunderte Male gut gegangen? Genau diese Haltung führt in der Fliegerei zu Unfällen. Im Unternehmen sind die Auswirkungen vielleicht nicht ganz so krass. Wir wissen doch, was wir tun. Glauben Sie mir: der Pilot des Unglücksfliegers war sich auch sicher, die Situation voll unter Kontrolle zu haben. Nur einfach noch 10 Meter weiter sinken und dann wird man die Bahn schon sehen.

Wie oft haben Sie sich schon mal über eine Grenze hinweggesetzt, schon mal nicht hundertprozentig darauf gedrungen, eine Sicherheitsbestimmung einzuhalten?

Ankommeritis – Wir können doch jetzt nicht umkehren

Der Unfall passierte kurz vor der Landung. Alle an Bord wähnten sich schon in ihrem nächsten Termin, vielleicht mussten sie auch nur auf´s Klo. Da will man natürlich nicht durchstarten und zu einem Ausweichflughafen fliegen. Jeder, dem das schon mal passiert ist, weiß wie nervtötend das sein kann.

Kennen Sie ähnliche Situationen aus Ihrem Arbeitsalltag? „Wir haben schon so viel investiert, wir können das Projekt jetzt nicht stoppen?“ „Ich habe den Kunden schon dreimal vertröstet, wir müssen jetzt ausliefern!“ All das ist verständlich, genauso verständlich wie der Versuch des Piloten in Egelsbach die Landung zu erzwingen. Der Begriff dafür ist Ankommeritis – und die führt nicht selten ins Aus.

Achten Sie darauf, wenn Sie das nächste Mal etwas erzwingen wollen. Eine extra Runde kann nervig sein, vielleicht teuer. Aber Sie leben!