Acht Stunden Arbeit, acht Stunden Freizeit, acht Stunden Schlaf … Es war eine große Errungenschaft, als vor rund hundert Jahren der achtstündige Arbeitstag eingeführt wurde. Heute ist dieser – von Ausnahmen abgesehen – im Arbeitszeitgesetz verankert. Die begrenzte Arbeitszeit soll sicheres und gesundheitsgerechtes Arbeiten fördern. Doch wie sieht die Realität aus?

Die jüngste Arbeitszeitbefragung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) zeigt: Mit durchschnittlich 43,4 Stunden liegt die tatsächlich geleistete Arbeitszeit bei Vollzeitbeschäftigten knapp fünf Stunden über der vertraglich vereinbarten Arbeitszeit. Etwa vier von fünf Befragten geben als Grund für Überstunden betriebliche Vorgaben und Umstände an oder berichten, dass die Arbeit in der vorgesehenen Zeit nicht zu schaffen ist.

Flexibel sein … Segen oder Fluch?

Durch den gesellschaftlichen Wandel und die Digitalisierung ist die Arbeit für viele von uns zudem flexibler geworden. Stichworte sind mobiles Arbeiten, Homeoffice, Telearbeit, Eltern- und Pflegezeit und ganz neu – seit Januar 2019 – die Brückenteilzeit.

Das mag von Vorteil sein. So kannst Du zum Beispiel besser Beruf und Familie vereinbaren oder hast weniger Pendelzeit zum Arbeitsort. Auf der anderen Seite ist flexibles Arbeiten auch nachteilig, wenn die Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben verschwimmen. Ständige Erreichbarkeit – ob gefordert oder selbst auferlegt – und Überforderung durch Mehrarbeit können krank machen und zu Burnout führen.

Auch Pausen zu vernachlässigen, ist ungesund. Laut Branchenreport Handel geben zum Beispiel rund die Hälfte aller befragten Einzelhandels- und Großhandelsbeschäftigten an, dass es häufig vorkommt, dass sie Pausen oder den Feierabend wegen Kunden verschieben. Bei etwa einem Drittel der Befragten achtet der oder die Vorgesetzte auch nicht darauf, dass regelmäßige Pausen eingelegt werden.

Arbeitszeit gesundheitsgerecht gestalten

Um gesundheitlichen Gefährdungen vorzubeugen, müssen Arbeitgeber die Arbeitszeiten ihrer Beschäftigten gesundheitsgerecht gestalten. Hierbei ist es wichtig, dass sie gesetzliche Vorgaben und arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigen. Insbesondere wechselnde Arbeitszeiten, wie Schicht- oder Nachtarbeit bergen Risiken.

Arbeitszeit gesundheitsgerecht gestalten bedeutet neben der Einhaltung von gesetzlichen Zeitvorgaben zum Beispiel auch:

  • Dienst- und Schichtpläne rechtzeitig bekanntzugeben
  • einen ständigen Wechsel der Arbeitszeiten zu vermeiden
  • Beschäftigten Einfluss auf die Arbeitszeitgestaltung zu ermöglichen
  • Pausen einzuhalten und diese störungsfrei zu gestalten
  • Klare Regeln zur Erreichbarkeit aufzustellen

Willst Du mehr erfahren? Dann schau mal in unser BGHW-Wissen zum Thema „Arbeitszeit“. Rund um das Thema „Pausen“ informiert der aktuelle iga.Report der Initiative Gesundheit und Arbeit der gesetzlichen Kranken- und Unfallversicherung.

Wusstest Du, dass …

  • nach mehr als acht Arbeitsstunden und bei einer Wochenarbeitszeit von über 40 Stunden das Unfallrisiko erheblich steigt?
  • das Unfallrisiko vor allem bei Nachtarbeit erhöht ist und mit jeder Nachtschicht steigt?
  • verlängerte Arbeitszeiten insgesamt mit einer schlechteren Gesundheit einhergehen – etwa in Form von Rückenleiden, Schlafstörungen oder Erschöpfung?